Feldenkrais Blog von Bettina

02.02.2020 Was ist eigentlich Feldenkrais?

Die Frage taucht immer wieder einmal in einer Gruppenstunde auf.

Den Gruppenteilnehmer tut die Stunde gut, aber das erlebte in Worte zu fassen fällt schwer. Warum man eine Stunde in der nur kleine Bewegungen und keine Kraft- oder Dehnungsübungen stattfinden überhaupt besucht.

Ich habe versucht diese Frage im Allgemeinen zu beantworten, werde jedoch immer wieder auf mich selbst zurückgeworfen. Wie erlebe ich eine Gruppen- oder Einzelstunde im Feldenkrais. Wie ordne ich das Erlebte teils bewusst, teils unbewusst in mein Weltbild. Was verändert sich dadurch in meinem Leben.

Hier schreibe ich also über mein persönliches Erleben und was es mir im Alltagsleben bringt.

Grundsätzlich macht man in den Gruppenstunden Bewegungen/ Bewegungsabfolgen mit Spüren. Das Spüren beinhaltet den ganzen Körper, also so was wie: „Was verändert sich im Rücken, wenn ich ein Bein bewege“.
Der Grundgedanke ist sehr einfach: Der ganze Körper ist bei einer Bewegung beteiligt. Gesteuert wird die Bewegung vom Gehirn.

Das Andersartige von Feldenkrais zu allen anderen von mir bekannten Methoden, ist die Wahrnehmung während des Tuns ohne eine Idee wie es funktionieren müsste. Wobei es Kriterien für eine gute Bewegung gibt, nämlich sie muss sich für mich gut, flüssig, einfach, schmerzfrei anfühlen.
Bewegungszusammenhänge spüren, verändert die Bewegung.

Was ich eindrücklich bei einer Joggingerfahrung erlebt habe.
Ausdauersport ist seit Jahren wichtig für mich. Mich zu bewegen und gleichzeitig noch etwas denken zu können.
Vor ca. 10 Jahren viel es mir zunehmend schwerer zu Joggen etwas später auch Velo zu fahren, weil ich Schmerzen in beiden Knien bekam. Ich konnte wegen Knieschmerzen nur noch 1- maximal 2x/ Woche Joggen, bis ich begann das Spüren, das ich aus dem Feldenkrais kannte ins Joggen zu übernehmen.
Ich begann die Wahrnehmung von meinen Füssen/ Beinen nach weiter oben auszudehnen.
Und als ich am Brustkorb ankam, veränderten sich die Schmerzen in meinem rechten Knie. Ich konnte damit regelrecht spielen.... Wahrnehmung auf meinen Brustkorb meine Rippen und Brustwirbelsäule = Schmerz aus, Wahrnehmung ausschalten = Schmerz an.
Ohne irgendetwas bewusst zu korrigieren oder mit einer Klarheit zu spüren, was im Brustkorb passiert, die Wahrnehmung der Bewegung genügte, um eine entscheidende Veränderung in der Bewegung zu bewirken.
Ich hatte keine Ahnung, was ich dadurch anders machte.

Das hat mich total fasziniert... Was verändert sich, wenn ich nur den Fokus der Wahrnehmung verändere, eine Bewegung an einem anderen Ort spüre. Weggehe von der Vorstellung, dass es im Joggen nur auf die Beine ankommt.

Dann warf es auch Fragen auf:
„Wenn ich feiner Spüren kann, wird dann auch die Autokorrektur meines Körpers besser? Was passiert, wenn ich sogar bewusst wahrnehme, was sich verändert? Bedeutet bewusstes Wahrnehmen, dass ich dann auch die Bewegung bewusst verbessern kann?“
Und ich musste mich mit meinem Denken als Physiotherapeutin auseinandersetzten, denn wir Physios korrigieren unsere Patienten oft in ihren Bewegungen: „Was bedeutet Korrektur von Aussen für meine Patienten? Wie bestimme ich, was ich korrigiere? Macht Korrektur einer Körperhaltung überhaupt einen Sinn?“